Die Teilnahme am Schulversuch "Selbstständige Schule"

Unsere Schule hat sich 2002 entschieden, mit 12 anderen Troisdorfer Schulen am Modellprojekt ‚Selbstständige Schule’ teilzunehmen.
Die Eckpfeiler sind in der Projektidee beschrieben und im Kooperationsvertrag in einer Art Zielvereinbarung auf die Schule und die Region konkretisiert und fixiert. Es ist ein zeitlich abgeschlossener Versuch von 2002 bis 2008. Die wichtigsten Arbeitsfelder sind

  • Personalentwicklung
  • Ressourcenbewirtschaftung
  • Unterrichtsorganisation
  • Mitwirkung und Partizipation

Facetten aus den einzelnen Bereichen:

Personalentwicklung

  • Fortbildungsprojekt „Lernen lernen“,
    Unser Kollegium, die Schulpflegschaft und die Schulkonferenz haben sich 2004 nach Vorstellung des Konzepts und einem Schnuppertag für diese Fortbildungsreihe entschieden. Die Einzelheiten sind an anderer Stelle des Schulprogramms beschrieben.
  • Teamentwicklung im Kollegium
    wurde einerseits betrieben in den 8 Fortbildungstagen der Steuergruppenschulung, andererseits nochmals in einer 2-tägigen Veranstaltung im Januar 2004 für das ganze Kollegium initiiert. Ohne die Offenheit und die Teambereitschaft jeder einzelnen Kollegin wäre dies jedoch nicht denkbar.
  • Steuerung durch gezielte Neueinstellung Wir konnten innerhalb des Personalbudgets frei einstellen und so die Fachkompetenz im Kollegium in den Fächern Religion, Musik und Sachunterricht ausbauen.

Fortbildungsbudget und gezielte Planung der schulinternen Fortbildung Das Kollegium hat mit der Fortbildungsreihe „Lernen lernen“ eindrucksvoll bewiesen, dass die bisherige Praxis „Eine(r) geht zur Fortbildung und berichtet hinterher im Kollegium“ abgelöst werden musste durch gemeinsame Teilnahme an schulinterner Fortbildung, möglichst verbunden mit Training unmittelbar im Anschluss. So hat auch Teamentwicklung die bestehende echte Teamarbeit deutlich gefördert.

Ressourcenbewirtschaftung

  • Budgetierung und Kapitalisierung der faktisch nicht besetzten Stellen
    Von der Bezirksregierung wird im Mai ein Stellenrahmen zugewiesen und ein Geld-statt-Stellen- Budget zugeteilt; wir beteiligen uns damit an einem Reservefond, der auch kleinen Schulen eine Mindestversorgung garantiert. Danach hat die Schule die Freiheit, nach Bedarf einzustellen.
  • Dazu gehört die Möglichkeit des Antrags auf Kapitalisierung bis zur Grenze des Stellenrahmens aber auch ggf. die Notwendigkeit des Stellenabbaus auf Augenhöhe mit der Schulaufsicht oder anderen Schulleitungen.
  • Die gewonnenen Mittel werden gezielt für die Entwicklungsziele zur Verbesserung des Unterrichts eingesetzt: Projektvertrag mit Personal, mit Dienstleistern, Beschaffung von Unterrichtsmitteln jeder Art, Unterstützung der qualitativen Veränderung des Unterrichts. – Keine Ausgabe für ureigene Aufgaben des Schulträgers wie Bau und laufende Unterhaltung.
  • Im Etat-Budget besteht die freihändige Vergabekompetenz des Schulleiters (nach Vieraugenprinzip bis 2500 Euro).
  • Deckungsfähigkeit der Haushaltsstellen, Übertragbarkeit der Haushaltsreste und damit Ansparmöglichkeit für größere Projekte oder Runderneuerung des Mobiliars oder z.B. des PC-Netzes. – Aber wichtig: Buchung und Kasse bleiben bei den Fachleuten und belasten nicht das Schulbüro.
  • Laufende Gebäude-Unterhaltung als Budget in der Verantwortung der Schulleitung unter fachlicher Beratung der Fachingenieure. Schulleitung entscheidet und beauftragt - die bisher zuständige Fachkompetenz berät und führt aus.
  • Mittelfristige Finanzplanung „Computer in Schulen“. Hier gilt die Drittel-Regelung: Stadt-Land- Sponsoren (auch Muskel-Sponsoring)

 

Unterrichtsorganisation

  • Veränderung der Unterrichtsanteile im Sinne eines Projekts. Beispiel: Musik wird in Stufe 3 und 4 zwei- statt einstündig, Kunst zweistündig statt dreistündig unterrichtet, eingebunden in eine schulische Theater- und Konzertarbeit, damit die Arbeit im Musischen Bereich einen Schwerpunkt Richtung Musik und Theater bekommt.
  • Jahrgangsübergreifende Organisationsformen aus eigener pädagogischer Verantwortung
  • Klassenübergreifende Organisationsformen
  • Durchführung eines monatlichen Sockeltrainingstages zur Steigerung der Methoden-, Kommunikationsund Teamkompetenz (jeden dritten Dienstag im Monat)

 

Mitwirkung und Partizipation

  • Elternpflegschaft bekommt eine neue Rolle in der Schularbeit: Mitwirkung bei der Projektplanung, Einladung zur Mitwirkung im Schulalltag, Unterrichtsorganisation (siehe Beispiele oben), Änderung der Leistungsbeurteilung - aber natürlich nur über die Stimmen in der Schulkonferenz.

Wir an unserer Schule haben Arbeitsgruppen der Eltern gebildet zur

  • Unterrichtsentwicklung
  • Personal - Einstellung
  • Unterrichtsorganisation (Jahrgangsmischung)
  • Etat – Verwaltung und „Rechnungsprüfung“
  • Projekte außerhalb des Unterrichts: Martinszug, Karneval, Projektwoche, Schulfest, Mitarbeiterfest, Sachunterrichtsprojekte, Verkehrshelfer, Lesemütter, Schulhofgestaltung, EDV-Unterstützung, Theaterund Musik-Projekt
  • Lehrerrat, der auf 4 Jahre gewählt ist und inzwischen von 3 auf 5 Mitglieder erhöht wurde, ist ein starker Partner in der Personalentwicklung und ein kritischer Begleiter mit wachsender Übernahme von Verantwortung für das Ganze. (Der Örtliche Personalrat in Siegburg steht als Stufenvertretung darüber.) Der Lehrerat kann jederzeit Verantwortung z.B. mangels Informationen abgeben.
  • Die Verkettung zwischen Steuergruppe >> Stufenkonferenz << Steuergruppe bietet die Garantie eines funktionierenden Informations- und Beteiligungssystems. • Aus dieser Freiheit und Verantwortlichkeit heraus haben sich unsere Kolleginnen 2005 zum „Gläsernen Montag“ entschlossen statt einer festen wöchentlichen Dienstbesprechung. Zusätzlich gibt es Stufenkonferenzen, Lehrerkonferenzen, Fachkonferenzen, Klassenkonferenzen und eine Vielzahl von Aufgaben, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten für einzelne Kolleginnen.

Durch die Teilnahme am Schulversuch
... sind im Kollegium Kompetenzen gefördert worden und werden zu Gunsten der Schulentwicklung in Verantwortung genommen. Diese hohe Eigenverantwortung der einzelnen Lehrerin, eingebunden im Stufenteam und in der Steuergruppe führt zu intensiver gemeinsam verantworteter Arbeit in allen Bereichen und zu mehr Zufriedenheit, zum „sich geborgen fühlen“ im Netz des Kollegiums.

... ist das Kraftfeld in dem sich Schulleitung bewegt verändert worden, in zwei anscheinend konträr stehende Aspekte. Der Schulleiter als „erster Lehrer“ ist Vergangenheit und wird zum Dienstvorgesetzten der Kolleginnen und zum eigenständig verantwortlichen Pädagogischen Leiter der Schule. Schulleitung wird andererseits erweitert auf eine kollegiale Schulleitung durch die Steuergruppe:

  • ... Einsamkeit in den Entscheidungen nimmt ab.
  • ... die kollegiale Verantwortung für das System hat gewaltig zugenommen.

 

Ausblick

Wir fühlen uns als Kollegium, als Eltern in der Schulpflegschaft und im Förderverein und als Schulleitung den zentralen Entwicklungsaufgaben des Versuchs auch weiterhin verpflichtet: Schulentwicklung durch Unterrichtsentwicklung hin zu einer Schule, die unseren Kindern
Selbstkompetenz
Sachkompetenz
Sozialkompetenz
vermitteln will. Dies möchten wir in einer kinderfreundlichen und vom Umfeld akzeptierten Schule mit vorbereiteter Lernumgebung und den Prinzipien der Inneren Differenzierung und Individualisierung erreichen. Dabei wollen wir unser Tun auch der Qualitätskontrolle unterziehen und permanent verbessern.

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«Die Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass sie jemand findet.»

Pippi Langstrumpf